trink aus

Am Ende eines langen Abends, wenn das letzte Bier getrunken ist, die Kneipe schließt und man auf die Straße tritt, wird man auch schon einmal von einem dichten Nebel begrüßt. Denn manchmal weint das Novemberkind feine Tränen, die sich in der Luft verfangen und durch die Straßen wabern...
Die Altstadt in Görlitz lässt mit dem Nebel auch so manchen Gedanken durch die Nacht wandern. Ein kleines Bild und ein Gedicht dazu...

trink aus, 2012


Sascha Röhricht


trink aus


trink aus
zieh ein letztes mal den hut
und mach dich auf den weg
durch die nacht
des hundertstündigen nebels

atme tief ein
und lass die schuhe
ihre arbeit machen
gleite über das pflaster
wie auch deine vorfahren es taten
mit raumgreifenden schritten

und voran
immer voran
bis die feuchte wand dich schluckt
und du auf der anderen seite des flusses
am morgen des nächsten brückenjahres
die augen aufschlagen wirst
trink aus


2012

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