Als ewig Spuren suchender Romantiker zieht es mich immer wieder in alte verlassene Gemäuer. Wobei die Gebäude der Stadt einen ganz anderen Reiz ausüben wie die besser versteckten und weniger häufig besuchten Häuser der Dorfer. Alte Schlösser und Herrenhäuser - die Hinterlassenschaften aus den Zeiten der Lehnsherren und ihrer Knechte haben viele Jahrzehnte, teilweise Jahrhunderte, überlebt und dabei verschiedenste Nutzfunktionen erfüllt. Die ehemaligen Adelssitz waren später Schulen, Rathäuser, Kranken- und Pflegeeinrichtungen, aber auch Hotels oder Ferienheime. So wie dies auch bei jenem alten Mecklenburger Gutshaus der Fall ist, welches mit einem seiner vielen Zimmer auf dem Foto vom Juni 2011 zu sehen ist. Das Gedicht ist ursprünglich um einiges kürzer, hieß "Zimmer sieben" und entstand vor etwa zwei Jahren. Ich habe es heute für die Photosie umgeschrieben und steht hier nun unter dem Titel "Zimmer elfnullsieben"...
Zimmer elfnullsieben, 2011 |
Sascha Röhricht
Zimmer elfnullsieben
der Schlaf
er hängt noch in der Luft
und meine Augen wandern
in müde flackernden Bildern
deinem Körper hinterher
das nasse Tuch liegt auf der
Straße
umspült unsre nächtlichen Schritte
und die Schatten von Lesmona
begleiten uns von Wand zu Wand
und als die Mauern enden
aus Straßen Wege werden
und wir uns unter Bäumen wenden
steht da wie ein Monolith
dies alt ehrwürdige Haus
verbittert
und ganz ohne Lichter
lädt es uns schweigend ein
und zwischen den Flügeln
seiner Seelenspiegel
da klettern wir hinein
wir laufen über eisige Flure
und unter Balken die sich
biegen
und Treppen ohne Stufen
nimmst du mich an der Hand
ich folge dir bis vor die Tür
Zimmernummer: elfnullsieben
und als wir uns dann
ganz langsam
über die Schwelle schieben
da entdecken wir
unbekanntes Land…
2012
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